Sunday, November 22, 2009

Panorama Meldung vom 20.11.2009




Kein echter Kampf, sondern Show nach Drehbuch: Wrestling Foto: AWR
Kein echter Kampf, sondern Show nach Drehbuch: Wrestling Foto: AWR


Wrestling-Showtime in der Regensburger Donau-Arena

Größen wie „Scotty 2 Hotty“ werden das Publikum mit täuschend echten Kämpfen unterhalten.

Regensburg. Von Bernhard Völkl, MZ

Wenn am kommenden Freitag muskelbepackte Männer mit düsteren Blicken in die Donau-Arena einmarschieren, ist „Showtime“: Die „American Wrestling Rampage“ (AWR) feiert ihre Premiere in Regensburg. Moderne Gladiatorenkämpfer wie Bret „The Hitman“ Hart, Rob van Dam oder „Scotty 2 Hotty“ Waltman versprechen eine professionelle Show, bei der nicht der Wettkampf, sondern die Unterhaltung im Mittelpunkt steht. „Wrestling bietet Spaß und Entertainment. Es ist eine gute Gelegenheit, für einen Moment aus der realen Welt auszusteigen“, sagt Waltman im MZ-Gespräch.

Ablauf streng nach Drehbuch

Bemühten sich eifrige Manager in den 80er-Jahren noch, die „Kämpfe“ als echt zu verkaufen, ist heute längst Realität eingekehrt. Im Wrestling-Ring läuft alles streng nach Drehbuch ab. Den Zuschauern wird eine Geschichte erzählt, bei der sich gute und böse Menschen gegenüberstehen und um die Gunst des Publikums wetteifern. Durch hartes Training wird versucht, alles möglichst echt wirken zu lassen. Jeder Schlag, jeder Fall fordert das sportliche und schauspielerische Können der Aktiven.

Dass es sich in Wirklichkeit um eine Seifenoper im Ring handelt, gefällt nicht allen eingefleischten Wrestling-Fans. „Wenn mir jemand sagt, dass das nur Show ist, höre ich halt weg“, sagte zuletzt ein Fan bei einer Veranstaltung in Frankfurt. Die Umkehr der Darstellung vom harten Männersport hin zum Schauspiel ließ wohl manche Träume zerplatzen. Muss sie aber nicht. Denn Kraft und Dynamik legen die Wrestler auch heute noch an den Tag. „Es ist Sport, verbunden mit Theater“, sagt Tim Schatalow.

Der 20-Jährige gründete im letzten Jahr die Abteilung Wrestling beim ASV Neumarkt. Zehn junge Männer sind dort aktiv und absolvieren mehrmals in der Woche Kampf-, Kraft- und Ausdauertraining. Verschiedenste Techniken werden dabei erlernt, immerhin gibt es beim Wrestling „mehr als 2000 beliebig kombinierbare Bewegungen, das ist einmalig“. Schatalow sieht die Faszination in der Abgrenzung vom Normalen. Fußball oder Handball gäbe es schließlich überall.

Die Einschaltquoten stimmen

In den USA stellt sich die Lage anders dar. Hier erfreut sich der „Sport Wrestling“ großer Beliebtheit, die Arenen sind bei Veranstaltungen gut gefüllt und die Einschaltquoten der TV-Sender stimmen. Dass auch in Deutschland das Interesse an den Übertragungen gegeben ist, beweisen die Quoten des Deutschen Sportfernsehens (DSF). Das wöchentliche Magazins „Smackdown“ ist beliebt – speziell bei den 14- bis 49-Jährigen und vor allem bei den Männern. Trotz gut gebauter und mit Öl auf Glanz gebrachter Körper reagiert die Damenwelt weiter verhalten auf Wrestling-Darbietungen.

Um sich mehr mit den Darstellern identifizieren zu können, schickten die Veranstalter in den vergangenen Jahren vermehrt auch Frauen in den Ring. Ob der Funke bald überspringt? „Das Publikum wird immer anspruchsvoller“, sagt Wrestling-Star John Morrison. „In den USA haben die Menschen schon alles gesehen“, ergänzt Garland. Neue Ideen müssen her – die Europa-Tournee ist eine davon.